Die Bundesregierung möchte abwarten: Die Ergebnisse ihrer eigenen Expertenkommission zum Abtreibungsparagrafen 218 fallen zwar überraschend eindeutig aus – doch die Ampel will sie nur „debattieren lassen“. Helfen wird das niemandem, denn wenn die jüngste Diskussion darüber eins gezeigt hat, dann, dass solche Debatten den Betroffenen mehr schaden als helfen.
Selbst bei jenen, die sich für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzen, schwingt oft mit, dass der Entschluss zum Schwangerschaftsabbruch der schwerste im Leben sei. Motto: Erst wer sich mit der Entscheidung zum Abbruch quält, ist reif genug, sie selbst zu treffen. Doch wer so argumentiert, spricht den Frauen das Recht ab, frei über ihren Körper zu bestimmen. Natürlich gibt es Frauen, denen es nach einem Schwangerschaftsabbruch nicht gut geht. Ebenso belastend kann aber auch das Stigma sein, das noch immer mit einem Abbruch einhergeht – Studien belegen das. Auch die bevormundende Pflicht zum Beratungsgespräch sowie der eklatante Mangel an Abtreibungspraxen erschweren ungewollt Schwangeren das Leben. Den Empfehlungen der Kommission zu folgen, wäre eine Chance gewesen, die Rechte Betroffener zu stärken.
Wer es aber ernst meint mit der Entscheidungsfreiheit Schwangerer, muss aushalten, dass nicht jeder Frau die Entscheidung zum Abbruch schwerfällt. Frauen müssen nicht Mutter werden wollen. Sie dürfen von Anfang an wissen, dass sie eine ungewollte Schwangerschaft nicht zu Ende führen wollen, und sich freuen, dass sie die Möglichkeit haben, sie zu beenden. Bleibt 218, wie er ist, bleibt der Weg zur Selbstbestimmung der Frau noch sehr weit.