Ungarn steht schon unter Druck

Abwehrchef Willi Orban muss sich steigern – Nationaltrainer Marco Rossi zieht Mut aus der jüngeren Vergangenheit

Ausgabe vom 19.06.2024
Seite 8
Von Martin Moravec


Mit seiner Leistung nicht zufrieden: Willi Orban in der Partie gegen die Schweiz. Foto: IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Weiler-Simmerberg. Willi Orbans Vater Vilmos hat bei der Fußball-EM eine kleine Wette laufen. 3000 Forint, umgerechnet etwas mehr als 7 Euro, hat der Papa des Nationalspielers vor dem verpatzten Turnierstart auf einen Finaleinzug seines Heimatlandes Ungarn gesetzt. Das mag man jetzt als viel oder wenig interpretieren. Und den anderen Endspielteilnehmer wollte Vilmos Orban dem ungarischen Internetportal nb1.hu nicht verraten. Mit seinem Sohn fiebert er jedoch bei der EM vor Ort mit. „Ich verfolge die Spiele live und feuere alle Ungarn an“, erzählte er.

Die Frage ist, wie viele Partien für Ungarn bei der EM nach dem 1:3 gegen die Schweiz noch dazukommen? Schließlich müssen Willi Orban und Co. an diesem Mittwoch (18 Uhr, ARD und Magenta TV) in Stuttgart ausgerechnet gegen die mit einem 5:1 gegen Schottland furios gestarteten Deutschen ran.

Für den Abwehrspieler von RB Leipzig ist das natürlich immer noch ein ganz besonderes Spiel. „Ich bin in Deutschland geboren und spiele in der deutschen Bundesliga viele Jahre, deshalb ist es schon ein spezielles Spiel. Mittlerweile haben wir aber so oft gegeneinander gespielt, dadurch ist es nicht mehr ganz so besonders“, sagte der in Kaiserslautern geborene Orban vor dem Turnierstart dem TV-Sender Sky. Den Auftakt mit Ungarn hatte sich der 31-Jährige natürlich ganz anders vorgestellt. Auch weil er sich selbst einige Patzer leistete. Unter anderem verschätzte sich Orban bei einem weiten Abschlag des Schweizer Torwarts Yann Sommer in der Schlussphase. Mit einem missglückten Kopfball direkt in den Laufweg von Breel Embolo sorgte er unfreiwillig für das finale Gegentor.

Solche Wackler darf sich Orban gegen Deutschland nicht erlauben. Die jüngste Bilanz kann den Ungarn aber Mut machen. Die vergangenen drei Spiele gegen die DFB-Elf haben sie nicht verloren, das letzte in der Nations League 2022 sogar gewonnen. Und auch die Auftaktpleite entmutigt Ungarn nicht. „Bei der letzten EM sind wir mit einem 0:3 gegen Portugal gestartet und haben dann gegen Frankreich unentschieden gespielt“, sagt Nationaltrainer Marco Rossi und erinnerte an die Endrunde vor drei Jahren. Im letzten Vorrundenspiel gab es dann ein 2:2 gegen die DFB-Auswahl, die K.-o.-Runde wurde dennoch nicht erreicht.