Eine unselige Allianz

Ausgabe vom 19.06.2024
Seite 2 - 3
Von Daniela Vates



Viele Reiseziele hat Wladimir Putin nicht mehr. In einer großen Zahl von Ländern droht dem russischen Präsidenten die Festnahme – der Internationale Strafgerichtshof hat wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder Haftbefehl gegen ihn erlassen. In Nordkorea aber kann Putin sich noch blicken lassen. Das trifft sich gut für ihn, denn ganz offenkundig lässt sich ein brutaler Feldzug gegen die Ukraine selbst für ein hochgerüstetes Land wie Russland nicht aus eigener Kraft stemmen. Die internationalen Sanktionen wegen des Angriffskriegs werden zwar nicht überall eingehalten, zeigen aber dennoch Wirkung. Zuletzt sind etwa chinesische Banken auf Abstand gegangen, ein wichtiger Finanzierungsweg für russische Geschäfte bröckelt.

Putin ist in Nordkorea als Handlungsreisender unterwegs. Er braucht Munition und Waffen, im Gegenzug kann Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un auf Unterstützung seines Atomraketenprogramms hoffen. Beides ist geeignet, die Welt noch unsicherer zu machen. Es ist eine unselige Allianz zweier Diktatoren, die vereint sind im Hass auf Demokratie und Freiheit. Es ist kein Vergleich mit dem vielköpfigen Bündnis, das sich in den vergangenen Tagen auf die Seite der Ukraine oder zumindest auf Seite der Diplomatie gestellt hat – mit einer Wiederaufbaukonferenz, mit einem neuen Milliarden-Unterstützungspaket auf dem G7-Gipfel, mit einer Friedenskonferenz, die eindrucksvoll das Interesse so vieler Staaten an einer Verhandlungslösung zeigte.

Putin trifft sich nun wie als Antwort mit Kim Jong Un und reist von dort weiter nach Vietnam. Deutlicher kann der russische Präsident seine Einsamkeit kaum machen. Ungefährlicher macht ihn das nicht.